Europa befindet sich in einer doppelten Umbruchphase: Einerseits die geopolitische Erschütterung durch den anhaltenden Krieg in der Ukraine, andererseits die digitale Transformation, die längst alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringt. Während veraltete Strukturen und bürokratische Prozesse vielerorts den Anschluss an die digitale Gegenwart erschweren, verschieben machtpolitische Entwicklungen, zuletzt angestoßen durch mögliche Veränderungen in den USA oder China, die globalen Kräfteverhältnisse auch im Cyberraum. Die damit verbundenen Risiken liegen auf der Hand, bieten aber auch die historische Chance, echte digitale Souveränität zu erlangen: als Handlungsfähigkeit und Selbstbehauptung Europas gegenüber globalen Tech-Giganten und potenziellen Angreifern.
Ein Meinungsbeitrag von Arved Graf von Stackelberg und Dr. Philipp Müller
| INHALT |
Eines steht fest: Die Zeit des Zögerns ist vorbei. Daher begrüßen wir es, dass mit dem Sondervermögen Cybersicherheit nun Bestandteil des Bundeswehr-Etats ist. Der Bund sollte nun dringend über eine Priorisierung nachdenken, damit Deutschland in den nächsten Jahren nicht allein militärisch, sondern auch zivil verteidigungsfähig und cyberresilient wird. In einer Welt hybrider Kriegsführung sind Daten und digitale Infrastrukturen so kritisch wie Flugzeuge oder Panzer – und deutlich leichter zu attackieren. Wenn ein einziger ungesicherter Endpoint dazu führen kann, dass wichtige kommunale Dienste ausfallen oder kritische Infrastruktur abgeschaltet wird, kann keine Regierung diesen Aspekt länger vernachlässigen.
Hinzu kommt, dass wir dringend einen Weg finden müssen, den fragmentierten europäischen Cybersicherheitsmarkt zu bündeln. Das Ziel sollte nicht sein, alles selbst zu bauen oder sich abzuschotten, sondern unsere Handlungsfähigkeit zu stärken. Dazu gehören Standards, gemeinsame Plattformen und ein hoher Schutzgrad, der für Verwaltungen, Unternehmen und Institutionen gleichermaßen zugänglich ist. Nur so wird der Staat zum Impulsgeber, der die Kräfte in der Gesellschaft koordiniert und zielgerichtet nach vorn bringt.
Digitale Souveränität bedeutet nicht, jede Technologie oder jeden Service nur noch „Made in Europe“ zu kaufen. Es geht vielmehr um bewusste Entscheidungsfreiheit: Wer souverän ist, kann im Ernstfall wechseln, vorhandene Abhängigkeiten neu verhandeln oder zeitnah auf innovative Produkte reagieren. Diese Handlungsfähigkeit setzt voraus, dass wir:
Gerade weil Kriege und Konflikte zunehmend verdeckt geführt werden, in Form von Hackerangriffen, Datenspionage oder Desinformationskampagnen, darf Cybersicherheit kein Nischenthema sein. Sie ist der Schlüssel zu einer starken Demokratie, in der Staat und Gesellschaft widerstandsfähig und aktiv bleiben.
Nur wenn wir digitale Abwehrmaßnahmen breit in den Organisationen verankern, erreichen wir die dringend notwendige Resilienz. Denn hybride Kriegsführung zielt auf das gesamte gesellschaftliche System: kommunale Wasserversorger, Energieversorger, öffentliche Verkehrsbetriebe oder Krankenhäuser.
Das gelingt am erfolgreichsten, wenn folgende Aspekte umgesetzt werden:
Diese vier Aspekte dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Nur ein ganzheitlicher Ansatz schützt effektiv vor Ransomware-Angriffen, Spionage oder Sabotage und sichert im Ernstfall unsere Handlungsfähigkeit.
Bei DriveLock haben wir die Erfahrung gemacht, dass durch gezielte Härtung von Systemen eine plattformbasierte Antwort auf komplexe Cyberbedrohungen entstehen kann. Wir haben mit einer fokussierten Lösung zur Schnittstellenkontrolle begonnen und unsere Suite später um Applikationskontrolle, Datenverschlüsselung, Security-Awareness-Schulungen und Governance-Funktionen erweitert. Daraus hat sich die Idee der HYPERSECURE Platform entwickelt, ein wachsender Verbund deutscher und europäischer Unternehmen, der den fragmentierten Sicherheitsmarkt zusammenführt und so eine robuste, souveräne und vor allem skalierbare Cybersecurity-Lösung anbietet.
Best-of-Breed: Bereits heute haben wir Lösungen für SIEM oder Security Awareness integriert und weitere Lösungen im Blick. Jeder zusätzliche Partner stärkt die Gesamtplattform.
Sofortige Sichtbarkeit: Über 3.500 DriveLock aus Regierung, Verteidigung, Kritischen Infrastrukturen, Gesundheit und Wirtschaft profitieren unmittelbar von neuen Lösungen, die auf der Plattform gelistet werden.
Automatisierte Verteidigung: Dank Schnittstellen und Datenaustausch zwischen den Produkten entsteht auf diese Weise eine koordinierte und integrierte Abwehr.
Datensouveränität: Nur lokale, europäische Unternehmen, die höchste Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen erfüllen, sind beteiligt.
Gerade jetzt, wo das Sondervermögen der Bundeswehr zu Recht ein großes Thema ist, ist eine gezielte Investition in Plattform-Strategien dieser Art ein doppelter Gewinn: Erhöhte Verteidigungsfähigkeit plus ein eigenes europäisches Ökosystem, das nicht von Fremdinteressen gelenkt wird.
Das alles ist mehr als Technik. Es ist eine Aufforderung, den digitalen Wandel gesamtgesellschaftlich zu denken. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen an einem Strang ziehen, wenn wir Europas Cybersicherheit entscheidend voranbringen wollen. Wenn die öffentliche Hand Standards und verlässliche Rahmenbedingungen schafft, kann die Privatwirtschaft darauf aufbauen und gleichzeitig innovative Lösungen einbringen.
Lassen Sie uns jetzt die Gunst der Stunde nutzen, um mit dem Sonderfonds und gezielten Investitionen in Plattformansätze wie die HYPERSECURE Platform einen echten Sprung nach vorne zu machen. Damit stärken wir nicht nur unsere aller Verteidigungsfähigkeit in einem sich verschärfenden geopolitischen Umfeld, sondern gestalten auch eine digitale Zukunft, in der Europa souverän, offen und wettbewerbsfähig bleibt.